Bina Kahn, verh. Lambert

Bina Kahn wurde am 9. März 1909 als Tochter von Hartwig und Therese Kahn in Bischofsheim, Frankfurter Straße 50 geboren. Sie war das zweite Kind dieser Ehe. Ihr älterer Bruder war Friedrich Kahn.

Nach der Volksschule in Bischofsheim besuchte sie von 1918 bis 1925 die Höhere Töchterschule in Mainz, anschließend bis 1827 die dortige Frauenarbeitsschule. Später heiratete sie den Bankdirektor Friedrich Levy-Oswald aus Blumenthal an der Unterweser. Am 28. Dezember 1932 kam ihr Sohn Bernd auf die Welt, am 11. Februar 1936 ihre Tochter Marion. Nach Auskunft ihres Sohnes Bernd soll Joseph Goebbels persönlich wegen Entlassung seines Vaters bei der Deutschen Bank interveniert haben.

Die Familie wohnte an verschiedenen Orten, in Berlin, Frankfurt am Main und 1937 in Sofia/Bulgarien. Danach gelang ihnen die Flucht über Odessa, Moskau und Wladiwostok nach Yokohama in Japan. Dort änderte Friedrich Levy-Oswald seinen Namen in Frederick Lambert. 1941 konnten sie schließlich nach San Francisco in die USA übersiedeln. Frederick fand ein Jahr später Arbeit als Finanzbuchhalter und Bina Lambert eröffnete 1947 ein Strickwarengeschäft, das „Sabina Lambert´s Knitting Studio“.

Gemeinsam mit ihrem Bruder Dr. Friedrich Kahn bemühte sie sich nach dem Holocaust um „Entschädigung“ beziehungsweise „Wiedergutmachung“ im juristischen Sinn - ein mühsames und langwieriges Unterfangen. Nachdem sich beide 1947 als Erben von Hartwig und Theresa Kahn benannt hatten, stellte ihnen das Amtsgericht Groß-Gerau 1949 einen gemeinschaftlichen Erbschein aus. Auf der Grundlage des „Bundesgesetzes zur Entschädigung für Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung (BEG, 1953)“ übernahm ein Kölner Anwaltsbüro im März 1954 ihre Vertretung.

Die erste Phase mit verschiedenen Entschädigungsanträgen endete im April 1957 mit einem Vergleich: Das Land Hessen zahlte DM 6.450,00 „für 43 volle Monate“ an beide Erben. Das bedeutet, für 43 Monate Flucht und Vertreibung zahlte das Land DM 75,00 pro Person und Monat. Weiterhin wurde den Geschwistern im August 1958 eine Entschädigung wegen „Schadens im beruflichen Fortkommen“ zugestanden und im Mai 1960 eine Entschädigung in Höhe von mehreren tausend Mark „wegen Entziehung von Hausrat, Einrichtungs- und Edelmetallgegenständen“ ausgezahlt. Eine späte Kompensation von Raub und Vandalismus während des Novemberpogroms 1938.

Im Herbst 1991 besuchte Sabina Lambert im Rahmen der Mainzer Begegnungswochen zusammen mit anderen ehemaligen Bischofsheimer Juden ihren alten Heimatort.

Sie verstarb am 12. August 2008 in San Francisco/USA und wurde auf dem jüdischen Friedhof „Home of Peace Cemetery“ in Colma /USA begraben.

Ihr Sohn Bernd Lambert wurde Kulturanthropologe. Er starb am 3. Januar 2015 und ist in Ithaca/New York begraben. Marion heiratete in die Familie Brackett. Sie starb am 21. Oktober 2016 in Oakland, Kalifornien/USA.

(Helmut Helm)