Rosel Kahn, verh. Westheimer
Rosel, auch Rose, Kahn wurde als jüngste der drei Töchter von Berthold und Selma Kahn am 20. März 1930 in Mainz im Krankenhaus geboren. Sie wuchs mit ihren Schwestern Hilde und Inge im Elternhaus in der Spelzengasse 47 auf, wo ihr Vater die geerbte Metzgerei der Familie betrieb.
Im Jahr 1937 wurde die Familie gezwungen, Haus und Geschäft in der Spelzengasse zu verkaufen. Sie zog zunächst nach Mainz in die Schulstraße, ab 30. Oktober 1937 in die Adam-Karillon-Straße 52. Berthold Kahn hatte vorausschauend ein Haus in Souleuvre in Luxemburg erworben, wohin die Eltern mit Rosel im Dezember 1938 zogen. Ihre beiden Schwestern konnten über ein Au-pair Programm nach England emigrieren. In Souleuvre besuchte Rosel die Grundschule, bis Luxemburg am 10. Mai 1940 von der deutschen Wehrmacht überfallen wurde. Mit ihrer Mutter flüchtete sie auf einem Fahrrad nach Metz. Dort wurde sie verhaftet und in das Konzentrationslager Gurs interniert. Der Vater war in Luxemburg verhaftet worden und getrennt in verschiedenen Lagern interniert. Der Internierung in Gurs folgte die Verschleppung nach Aix-en-Provence. Von dort konnte sie fliehen und lebte von 1940 bis 1944 in verschiedenen illegalen Wohnungen. Rosel betont in ihren Aufzeichnungen, dass sie und ihre Mutter sehr viel Hilfe von der einheimischen Bevölkerung erhalten hätten. In Aix-en-Provence konnte sie sogar die Grundschule und ab 1942 das Gymnasium besuchen. 1943 stieß Vater Berthold wieder zu seiner Familie. Nachdem die Alliierten 1944 Frankreich befreit hatten, kehrte die Familie nach Luxemburg zurück. Dort schloss Rosel 1949 ihre Schulausbildung mit dem Abitur ab.
Am 16. Januar 1952 reiste Rosel mit ihren Eltern und ihrer Schwester Ilse auf dem französischen Schiff „Liberté“ von Southampton in die USA. Sechs Tage später erreichten sie New York.
1953 heiratete sie Paul Ernst Westheimer, der 1930 in Basel geboren worden war und mit seinen Eltern 1942 in die USA emigrieren konnte. Die Hochzeit fand in Shoharie statt, wo die Schwiegereltern eine Landwirtschaft betrieben und sich die junge Familie mit einer Gemüsefarm eine Existenzgrundlage schuf.
1954 wurde Tochter Carol Rhoda, 1955 Sohn Alan Jay und 1960 Tochter Kim geboren.
Rosel erhielt am 7. Dezember 1956 die amerikanische Staatsbürgerschaft und engagierte sich in vielfältiger Weise in ihrer neuen Heimat. 2015 zog sie mit ihrem Mann nach Malborough/Massachusetts/USA, wo sie am 13. Mai 2021 im Alter von 89 Jahren starb. Sie wurde auf dem Agudat Achim Cemetery, Rotterdam, Schenectady, New York/USA begraben.
(Mechthild Rühl)